Die Digitalisierung brachte eine Flut von neuen Arbeitsmodellen und Begriffen mit sich. Wir bringen Ordnung in dieses Durcheinander und räumen mit einem Missverständnis der modernen Arbeitswelt auf.
Die Arbeitswelt verändert sich auch dank neuer technischer Möglichkeiten. So war beispielsweise mobile Arbeit vor nur zehn Jahren noch weitestgehend unbekannt. Heute gibt es ganze Unternehmen, wie den Technologieanbieter Zapier, die zu 100% auf Telearbeiter setzen.
Wir werfen einen Blick auf…
- die Definition von flexibler Arbeit und New Work und wo der Unterschied liegt.
- verschiedene flexible Arbeitsmodelle wie Zeitarbeit (in der Schweiz als Temporärarbeit bekannt), mobile Arbeit und Teilzeit.
- deren jeweilige Vor- und Nachteile.
- Wissenswertes für Arbeitgeber, die flexible Arbeitsmodelle in Betracht ziehen.
Wir klären die wichtigsten Fragen und räumen mit einem der größten Missverständnisse in der heutigen Arbeitswelt auf!
Was ist flexible Arbeit und was ist New Work? - Definition
Der Begriff der flexiblen Arbeit oder FlexWork fungiert als Sammelbegriff für Beschäftigungsformen, die von herkömmlichen Modellen in den folgenden Kategorien abweichen:
- Flexible Arbeitszeitmodelle schaffen Gestaltungsspielraum bezüglich der Arbeitszeit, zum Beispiel durch Gleitzeit oder Teilzeit.
- Mobile Arbeit, Homeoffice und Telearbeit eröffnen größere Freiheit bei der Wahl des Arbeitsortes.
- Flexible Vertragsmodelle erlauben Arbeitgebern eine höhere Flexibilität bei Schwankungen (zum Beispiel saisonal oder projektbezogen). Beispiele sind Zeitarbeit / Temporärarbeit und Wahlarbeitszeit.
Einige der FlexWork-Modelle kombinieren mehrere dieser Ansätze.
New Work hingegen ist ein noch viel abstrakterer Begriff. Auf deutsch übersetzt bedeutet New Work lediglich “Neue Arbeit” und umschreibt jegliche moderne Arbeitsweisen der heutigen Gesellschaft im globalen und digitalen Zeitalter. Das bedeutet, dass New Work stark von den Möglichkeiten der Digitalisierung und den Anforderungen an den Arbeitgeber beeinflusst wird, die sich durch jüngere Generationen (wie die berühmten Millennials) und gesellschaftliche Werte (wie zum Beispiel dem Wunsch nach mehr Zeit mit der Familie) ergeben.
Das größte Missverständnis zu New Work
Laut einer Studie von 2017 gehen Arbeitgeber davon aus, dass Arbeitnehmer mehr Wert auf flexible Arbeit legen, als auf mehr Gehalt. Das stimmt aber nicht.
Ganze 62% der Arbeitnehmer würden mehr Gehalt flexibleren Arbeitszeiten vorziehen. Ähnlich sieht es bei Weiterbildungsmöglichkeiten und der Work-Life-Balance aus: das Gehalt hat weiterhin einen bedeutend höheren Stellenwert.
Quelle: Avantgarde Experts, 2017
Was bedeutet das also für Arbeitgeber? An flexiblen Modellen kommen Unternehmen im Kampf um die besten Bewerber nicht herum. Trotzdem darf die monetäre Vergütung nicht darunter leiden. New Work-Versprechen sind auf keinen Fall ein Ersatz für eine faire Bezahlung.
Noch wichtiger ist eine gute Bezahlung bei FlexWork, die primär dem Arbeitgeber zugute kommt. Ein Beispiel ist hier die Temporärarbeit / Zeitarbeit. Wer sich als Unternehmen mehr Flexibilität erlaubt und weniger Jobsicherheit bieten kann, sollte das auch entsprechend entlohnt werden.
Arten flexibler Arbeit – ein Glossar
Flexible Arbeitszeit
Gleitzeit
Die wohl gängigste und weitverbreitetste Form der flexiblen Arbeitszeitmodelle. Ganze 75% der Unternehmen in Deutschland bieten zumindest einem Teil ihrer Belegschaft die Möglichkeit zur Gleitzeit. Die Idee ist simpel: Anstatt gemeinsam um Punkt acht am Schreibtisch zu sitzen und um 17 Uhr die Türen abzuschließen, kommen und gehen Angestellte flexibel.
Oft gibt es Kernarbeitszeiten, zum Beispiel zwischen 10 und 16 Uhr, zu denen jeder arbeiten sollte. Trotz flexibler Zeiteinteilung sollte die vertraglich vereinbarte wöchentliche Arbeitszeit zwischen Montag und Freitag eingehalten werden.
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Teilzeit (mit besonderem Fokus auf Teilzeit in Führung) und Jobsharing
Viele verbinden mit dem Teilzeitmodell Mütter, die nach der Elternzeit den Weg zurück in die Berufstätigkeit suchen. Begriffe wie “Teilzeitfalle” weisen auf die negative Wahrnehmung in der arbeitenden Bevölkerung hin. Und in der Tat sind gerade Menschen mit niedrigeren Einkommen besonders negativ von Teilzeitjobs betroffen. Sie gelten nicht als arbeitslos und bekommen keine staatliche Unterstützung, zahlen aber nur bedingt für die Altersvorsorge ein und können vom Verdienst selten leben.
Etwas anders verhält es sich mit höheren Einkommensgruppen, zum Beispiel Mitarbeitern in Führungspositionen und Akademikern. Teilzeit bedeutet oft nicht 50%, sondern nähert sich mit 75-80% eher einer Vollzeitstelle an. Beim Jobsharing teilen sich zwei Teilzeitkräfte eine Stelle. Hier arbeiten in der Regel zwei 60-75%-Stellen in einer Position, damit Übergabe- und Absprachezeiten mit ausgeglichen werden.
Für Unternehmen lohnen sich Teilzeitmodelle in Führung und Jobsharing dann, wenn die dadurch gewonnen Mitarbeiter besonderes Wissen mit ins Unternehmen bringen, da sie aus Arbeitgebersicht zusätzliche Kosten gegenüber einer Vollzeitstelle erzeugen.
Die Signalwirkung und der Einfluss auf die Firmenkultur können aber gewaltig sein, weshalb davon auszugehen ist, dass diese Modelle in Zukunft noch gängiger werden – nicht nur für Frauen und Mütter, sondern auch ihre Partner oder kinderlose Menschen, die Wert auf eine gute Work-Life-Balance legen.
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Funktionsarbeitszeit und Wahlarbeitszeit
Bei der Funktions- und der Wahlarbeitszeit liegt mehr Eigenverantwortung bei den Angestellten, als bei der Gleitzeit, aber nicht ganz so viel, wie bei der Vertrauensarbeitszeit. Die Funktionsarbeitszeit sieht gewisse Funktionszeiten vor, zu denen eine Abteilung mit einer bestimmten Anzahl an Personen besetzt sein muss. Wie die Angestellten sich untereinander organisieren, bleibt ihnen überlassen.
Ähnlich flexibel ist die Wahlarbeitszeit. Hier tragen Mitarbeiter ihre präferierten Arbeitszeiten ein und werden unter Berücksichtigung dieser in einen Personalplan eingeteilt. Am besten funktioniert dieses Modell, wenn Mitarbeiter mit verschiedenen Vorlieben (z.B. solche, die gerne Nachtschichten übernehmen und andere, die am liebsten früh morgens bis Nachmittags arbeiten) zusammenarbeiten. Beliebt ist dieses Arbeitszeitmodell im dienstleistungsorientierten Handwerk, wie bei Bäckern oder Klempnern und es funktioniert nur, wenn Arbeitnehmer in ruhigen Zeiten auf Stunden zu verzichten bereit sind.
Vorteile |
Nachteile |
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Vertrauensarbeitszeit
Die Alternative für Jobs, in denen die Zeiterfassung nicht erforderlich und / oder schwierig ist. Oder eben für Arbeitgeber, die den Administrationsaufwand mindern und ihren Mitarbeitern maximale Flexibilität bieten wollen.
Bei dieser Variante verfügen Arbeitnehmer über ein sehr hohes Maß an Eigenverantwortung und planen selbst ein, wie und wann sie ihre Aufgaben termingerecht erfüllen und vorgegebene Ziele erreichen wollen.
Vorteile |
Nachteile |
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Flexibler Arbeitsort
Homeoffice / Work from home
Unter Homeoffice versteht man die Möglichkeit, zwischendurch auch mal von zu Hause aus arbeiten zu können. Oft muss Homeoffice im Voraus angemeldet und genehmigt werden, manche Unternehmen stellen ihren Angestellten die Wahl des Arbeitsortes aber auch komplett frei.
Mobile Arbeit / Telearbeit
Bei der mobilen Arbeit oder Telearbeit gibt es gar nicht erst die Möglichkeit, vom Büro aus zu arbeiten. Mitarbeiter haben ihr komplettes Setup zu Hause und arbeiten immer “remote”. Mit den richtigen Prozessen und Technologien können Unternehmen so erhebliche Kosten sparen und einen viel größeren Pool an Bewerbern erreichen – schließlich gibt es ja keine geografischen Anforderungen bei der Auswahl.
Viele Unternehmen bieten bestimmte Stellen als ortsunabhängig an (z.B. Kunden-Support), während andere Stellen ortsbezogen sind (z.B. Sales-Manager).
Vorteile |
Nachteile |
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Mehr Flexibilität für Arbeitgeber
Zeitarbeit / Temporärarbeit
Bei der Temporärarbeit (Schweiz) oder Zeitarbeit (Deutschland) schließt ein Unternehmen den Arbeitsvertrag nicht direkt mit dem Arbeitnehmer, sondern mit einer Zeitarbeitsfirma, die den Arbeitnehmer an das Unternehmen verleiht.
Unternehmen können durch ausgeliehene temporäre Arbeitskräfte Schwankungen sehr gut abfangen. Die Arbeitnehmer bekommen durch die Beschäftigung in verschiedenen Unternehmen vielseitige Einblicke.
Um Missbrauch und Lohndumping zu vermeiden gibt es mittlerweile Gesetze, die darüber entscheiden, wie lange ein Mitarbeiter an das gleiche Unternehmen verliehen werden kann, bis er das gleiche verdienen muss wie seine festangestellten Kollegen. Weitere Informationen zu der Rechtslage in Deutschland finden Sie hier, Informationen zur Schweiz gibt es hier.
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Freelancer
Maximale Flexibilität auf beiden Seiten ermöglichen Freelancer. Sie können für bestimmte Projekte, oder aber langfristig immer mal wieder für gewisse Aufgaben beschäftigt werden. Der größte Vorteil: Freelancer werden wirklich nur für das bezahlt, was sie erbringen. Es gibt keine Lohnnebenkosten, keine Verpflichtungen.
Allerdings können auch die Freelancer von heute auf morgen entscheiden, nicht weiter für ein Unternehmen zu arbeiten. Es sei denn, es gibt einen Vertrag über abgesprochene Ziele.
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Fazit
Die Möglichkeiten für flexible Arbeit sind vielseitig. Um mit neuen Modellen erfolgreich zu sein, sollten Sie sich individuell rechtlich beraten lassen. Ob Sie nun neue Talente ansprechen, effizienter planen oder schneller wachsen wollen – ein gesunder Mix auf FlexWorkern und New Work-Grundlagen (wie freier Wahl von Arbeitsort- und zeit) eröffnen großartige Möglichkeiten.
Um den Überblick über Ihre flexiblen Arbeitskräfte nicht zu verlieren und gesetzlichen Auflagen zur Zeiterfassung einzuhalten, lernen Sie die Software von Staffcloud kennen!