Im Gesundheitswesen in Deutschland und der Schweiz herrscht “Überbeschäftigung”, d.h., dass es nicht genug ausgebildete Fachkräfte für die offenen Stellen gibt. Dieser Trend wird sich über die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiter fortsetzen. Gleichzeitig befindet sich das Gesundheitssystem gerade in Deutschland im Wandel. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen müssen ökonomischer arbeiten und sind dabei gezwungen, von einem passiven auf einen aktiven Rekrutierungsprozess umzustellen.
Man könnte auch sagen: die Karten werden neu gemischt. Und so müssen auch Akteure wie freiberufliche Honorarärzt*innen und Personaldienstleister ihre Nischen finden, sich auf dem neuen Arbeitsmarkt beweisen und ihre Rollen festigen.
Die größte Schwierigkeit für Personaldienstleister ist dabei auch deren größte Chance: die Rekrutierung (und Bindung) von Fachkräften. Gelingt die, ist der Rest ein Selbstläufer. |
Arbeitslosenzahlen und Fluktuationszahlen von Pflegepersonal und Ärzt*innen in Deutschland und der Schweiz
Wir werden Ihnen kaum etwas Neues erzählen, wenn wir sagen: gut ausgebildete Pflegekräfte und Ärzt*innen können sich Ihren Arbeitgeber quasi aussuchen. In Großstädten und an Unikliniken mag ein passiver Rekrutierungsprozess noch funktionieren, doch auch dort wird es eng. Hier ein paar spannende Zahlen und Statistiken, die die aktuelle Lage verdeutlichen:
- Bis zum Jahr 2060 werden deutschlandweit rund 4,53 Millionen pflegebedürftige Menschen erwartet.
- Schon heute suchen drei von vier Krankenhäusern nach Ärzt*innen, 17.000 Pflegestellen sind unbesetzt
- Die Arbeitslosenquote bei Ärzt*innen liegt bei nur 0,8 Prozent und damit weit unter der “natürlichen Arbeitslosenquote”.
- In der Schweiz sind die Zahlen etwas undurchsichtiger. Zwar gibt es eine Fehlmenge an neu ausgebildeten Ärzt*innen, doch die rund 36% ausländischen Arbeitskräfte (davon die Hälfte aus Deutschland) sorgen dafür, dass in der Schweiz keine Ärzteknappheit abzusehen ist.
- Daraus ergibt sich in der Schweiz allerdings eine hohe Abhängigkeit vom Ausland.
- Gerade in der Anästhesie fehlen Fachärzt*innen.
- Die Fluktuationsrate ist unter Ärzt*innen und Pfleger*innen in etwa gleich hoch (etwa 3-5%).
- Die Schwierigkeiten bei der Bindung von Mitarbeitern sehen Krankenhäuser besonders bei:
- Den hohen Anforderungen an Ärzte und Pflegepersonal
- Den Schwächen des Dienstmodells
- Fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten
- Und der Konkurrenzsituation mit anderen Kliniken.
- Bereits 60% der Krankenhäuser in Deutschland erwägen oder praktizieren die Zusammenarbeit mit Honorarärzt*innen.
Quelle: Deloitte 2012
Was wünschen sich Pflegekräfte von ihrem Arbeitgeber?
Die meisten Pflegekräfte mögen ihren Tätigkeitsbereich, trotz oft harter körperlicher Arbeit und unangenehmer Aufgaben. Was Pflegekräfte zu einer Kündigung treibt, sind fast immer unzumutbare Arbeitsbedingungen, zu lange Schichten und eine mangelnde Wertschätzung seitens des Arbeitgebers (auch finanziell). Wer also geregelte Dienstpläne, zumutbare Arbeitszeiten und ein angemessenes Gehalt bieten kann, hat bei Pflegekräften gute Karten.
“Durch attraktivere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung zieht es nach REPORT MAINZ Recherchen immer mehr Pflegekräfte in die Leiharbeit. Sie kündigen feste Stellen und wechseln bewusst zu Personaldienstleistern.” - heißt es im SWR
(Anm: In Deutschland findet sich vorwiegend der Begriff der Zeitarbeit, während in der Schweiz i.d.R. von Temporärarbeit gesprochen wird.)
Das heißt, dass Personaldienstleister schon länger auf dem Radar des Pflegepersonals angekommen sind. Wie können gerade Sie sich also von den Konkurrenz abheben? Weiterführende Tipps dazu finden Sie in unserem umfassenden Guide für Personaldienstleister im Gesundheitswesen.
Spezialfall: Pflegekräfte aus dem Ausland rekrutieren
Einige Bundesländer, wie beispielsweise das Saarland, haben bereits reagiert und kümmern sich um den Visumsprozess für Pflegekräfte aus dem Ausland. So sollen offene Stellen zeitnah besetzt werden (zum Beispiel mit ausgebildeten Pfleger*innen aus Mexiko, die aufgrund der aktuellen politischen Lage nicht mehr in die USA auswandern können).
Doch solch einen Service gibt es nicht überall – und hier kommen Personaldienstleister ins Spiel. Zunächst einmal können Pflegekräfte aus den EU-Mitgliedstaaten, dem europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz problemlos in Deutschland arbeiten. Und auch qualifizierte Pflegekräfte aus anderen Ländern haben gute Chancen, da die offenen Stellen meist nicht mit deutschen Arbeiter*innen gedeckt werden können. Die genauen Anforderungen der Agentur für Arbeit finden Sie hier.
Als Personaldienstleister für Pflegekräfte aus dem Ausland entscheiden zwei Knackpunkte über Ihren Erfolg:
- Sie können (sehr) gute fachliche Qualifikation gewährleisten
Zum Beispiel, indem Sie Pflegepersonal aus Ländern mit gutem Bildungssystem (wie den Philippinen) und vergleichbaren Abschlüssen rekrutieren.
- Sie bieten Sprachtrainings an, um bei der Vermittlung zumindest Englisch, besser noch Deutsch als Zweitsprache angeben zu können.
Für ein paar wenige Pflegekräfte lohnt der Aufwand sich wohl kaum. Daher haben Agenturen wie Pflegerekruting.de sich gerade auf genau diesen Talentpool spezialisiert. Eine Nische, die sich lohnen kann und wahrscheinlich wachsen wird.
Worauf legen Honorarärzte wert?
“Ich habe eine Anpassungsstörung. Sie können es auch Burn out nennen. Ich war auch in stationärer Therapie damals für einige Wochen und habe schon gemerkt, dass ich da was ändern muss, damit ich den Beruf weiter ausüben kann. Und da war mein Körper … ja wie sagt man… war aus…. Ich konnte nicht mehr….” - sagt ein betroffener Arzt dem Deutschlandfunk.
Weiter heißt es im Paper:
“Ist die psychische Belastung zu hoch, kann man sich als Honorararzt einen zusätzlichen Tag freinehmen oder geht einfach mal zeitiger ins Bett. Doch bei 80, 90 Arbeitsstunden in der Woche, die man als angestellter Arzt in der Klinik ist, geht das nicht mehr so einfach.”
Gerade erfahrene Ärzt*innen sehen sich irgendwann nach Alternativen zur Krankenhaustätigkeit um – getrieben durch den Wunsch nach einer besserer Work-Live-Balance, mehr Zeit mit der Familie und abnehmender physischer Leistungsfähigkeit. Neben einer eigenen Niederlassung, die mit hohen Investitionen und einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden ist, bietet sich die Tätigkeit auf Honorarbasis nahezu an.
Wie so oft verraten uns Suchmaschinendaten, was Ärzt*innen bei ihrer Entscheidungsfindung so umtreibt:
Richtig geraten – es geht ums Geld! Aber auch rechtliche Fragen, z.B. zur Sozialversicherungspflicht und der maximalen Beschäftigungsdauer, bevor ein eine Scheinselbstständigkeit eintritt, wollen geklärt werden:
Quelle: Ubersuggest
Wie Sie Ärzt*innen, die eine Arbeit auf Honorarbasis in Erwägung ziehen, auf sich aufmerksam machen können, erfahren Sie in unserem Guide für Personaldienstleister im Gesundheitswesen.
Zusammenfassung: So vergrößern Sie Ihren Talentpool
Es verhält sich wie überall in der freien Marktwirtschaft: Sie müssen Bewerber*innen etwas bieten, was sie sonst nirgendwo bekommen. Dazu gehören im Gesundheitswesen vornehmlich:
- Gute Arbeitsbedingungen
- Planbare Dienstzeiten
- Wertschätzung (zum Beispiel in der direkten Kommunikation und dem Job-Matching)
- Angemessene (überdurchschnittliche) Entlohnung.
Und wenn Sie all diese Vorteile bieten können, müssen Sie das entsprechend nach außen hin kommunizieren. Hier kommen Ihr Arbeitgebermarketing und Ihr Rekrutierungsprozess ins Spiel. Mehr Informationen dazu finden Sie im Guide für Personaldienstleister im Gesundheitswesen.
Bei Fragen zur Einsatzplanung von Pflegepersonal und Ärzt*innen, sprechen Sie uns gerne einfach an!