Die letzte Finanzkrise um 2008/09 stieß, wie jede Krise, viele Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt an – viele von ihnen zeichneten sich bereits vorher ab und wurden durch die Rezession beschleunigt. Dazu gehörte auch die rasante Entwicklung der sogenannten Gig-Economy, die besonders in den USA an Bedeutung gewann und sich auch zunehmends in Europa etabliert.
Da wir uns 2020, auf dem Kurs in eine erneute Rezession bewegen – möglicherweise mit sehr gravierenden Auswirkungen – lohnt sich der Blick auf denkbare Veränderungen, und wie sich der Arbeitsmarkt in der “Post-Corona-Wirtschaft” entwickelt.
Was genau versteht man eigentlich unter der Gig-Economy?
“Unter der Gig-Economy versteht man einen Teil des Arbeitsmarktes, in dem Auftraggeber kurzfristige Aufträge an verschiedene unabhängige bzw. selbstständige Akteure vergeben.” - so die Definition der Gründerszene.
Zu diesen unabhängigen oder selbstständigen Akteuren können ganz verschiedene Berufsgruppen gehören. Von freiberuflichen Künstlern wie Autoren, Fotografen und Musikern über LkW-Fahrer, Lieferantendienste (wie Lieferheld) und Event-Gastronomen bis hin zu flexiblen Pflegediensten – all diese Sparten und noch viele mehr bilden die Gig-Economy.
Die “Süddeutsche” weist in einer Einschätzung darauf hin, dass auch in Ländern wie Deutschland, die sich auf Präsenzzeiten in Büros und konventionelle Arbeitsverhältnisse stützen, ein flexibleres Arbeiten aktuell zur gängigen Praxis wird. Alte Führungsstile werden überholt, Home-Office wird zur Normalität und auch die Beschäftigungsverhältnisse werden sich flexibler gestalten, so ein Bericht des W&V. Unternehmen denken also um und werden offener für fortschrittliche Konzepte.
Arbeitnehmer sehnen sich zudem nach immer mehr Flexibilität. Wer also in der Krise seinen Job verliert oder für zu lange in Kurzarbeit gehen muss, sieht sich möglicherweise nach Alternativen außerhalb von den in Deutschland und der Schweiz immer noch sehr beliebten Vollzeitstellen um.
Viele der “Gigs” in der Gig-Economy lassen sich ortsunabhängig und allein am Laptop erledigen – zum Beispiel Design-Aufgaben, App-Programmierungen, Copywriting und selbst Consulting-Stunden. Doch die Digitalisierung spielt noch auf eine andere Weise eine große Rolle in der Gig-Economy: Jobs werden zunehmend über Online-Plattformen vergeben. Beispiele dafür sind Upwork, Fiver und Helpling, aber auch Lieferheld, Uber und Taskrabbit im B2C-Sektor.
Somit spielen Digitalisierung und Veränderungen am Arbeitsmarkt einander in die Karten und es ist davon auszugehen, dass Arbeitnehmer vermehrt zu Gig-Workern werden. Forbes sieht diese Fähigkeit sogar als eine der acht wichtigsten für die Wirtschaft nach Corona an.
Das sind gute Nachrichten für Unternehmen, die fixe Personalkosten senken und auf flexible Arbeitskräfte zugreifen wollen. Doch wie wird man zu einem attraktiven Arbeitgeber in der Gig-Economy? Wie vermeidet man zu hohe Fluktuationen flexibler Mitarbeiter, die ohne lange Kündigungsfristen schnell verloren gehen können?
Wir bei Staffcloud arbeiten seit über zehn Jahren mit Unternehmen zusammen, die ihre Gig-Worker mithilfe unserer Software für Jobs einteilen und managen. Und wir haben beobachtet, dass es ein paar Spielregeln gibt, die unsere erfolgreichen Kunden im Umgang mit ihren flexiblen Arbeitskräften zu beachten wissen:
Ja, da wäre sie wieder – die gute alte, viel gelobte Kommunikation. Klar, wir wissen wohl heute alle, dass Kommunikation in jeder Art von zwischenmenschlicher Beziehung letztendlich alles entscheidet. Je mehr Informationen Sie Ihren Gig-Workern zukommen lassen können und je übersichtlicher das geschieht, desto besser sind nicht nur die Resultate der Arbeit, sondern desto zufriedener sind auch die Arbeiter.
Beispiele für gute Kommunikation sind:
Wenn die Einsatzplanung flexibler Arbeitskräfte größere Dimensionen annimmt und Sie zum Beispiel gleichzeitig mit vielen Freelancern oder anderen Gig-Workern wie Messehostessen und Catering-Mitarbeiters zusammenarbeiten, wird das vertraute Excel-Spreadsheet zur gefährlichen Fehlerquelle.
Wenn Sie Ihre Gig-Worker über Plattformen wie Fiver beziehen, sind oft zumindest rudimentäre Hilfen zur Organisation mit eingebaut.
Wir geben Ihnen gerne eine Einführung in die Einsatzplanung mit Staffcloud – melden Sie sich hier zur Live-Demo an:
Zu den größten Bedenken bezüglich der Gig-Economy gehörten gerade in Deutschland und der Schweiz Bedenken zu Arbeitsrecht und möglicher Ausbeutung. Die Job-Sicherheit einer unbefristeten Vollzeitstelle ist natürlich längst nicht gegeben, wenn man sich als Arbeitnehmer von Gig zu Gig hangeln muss. Dass man dann sein “eigener Chef” ist und sich die Arbeit selbst einteilen kann, ist ein geringer Trost.
Plattformen wir Uber funktionieren daher hierzulande anders, als in den wirtschaftsliberalen Vereinigten Staaten. Das gleiche sollte auch für alle Gig-Worker gelten. Faire Löhne, gesicherte Arbeitszeiten und Versicherungen müssen vom einstellenden Unternehmen getragen werden. Wer auf die Idee kommt, die billigsten Arbeitskräfte noch weiter auszubeuten, wird schnell die Schattenseiten der Gig-Economy zu spüren bekommen: unmotivierte Mitarbeiter, mangelhafte Resultate, hohe Fluktuation und ein schlechtes Image nach außen.
Oft wichtiger als Einsatzstunden, Aufgaben und vielleicht sogar der Stundenlohn ist der richtige Umgangston. Gar nicht so einfach, wenn die Arbeiter viele sind, ggf. überall auf der Welt verteilt und mehr oder weniger eng mit dem Unternehmen verbunden. Die berühmte Unternehmenskultur lässt sich unter Festangestellten viel eher aufbauen, auch wenn es bisher wenige Unternehmen geschafft haben, hier wirklich zu punkten.
Umso wichtiger ist es, dass die richtigen Verantwortlichen mit dem Management der Gig-Worker beauftragt werden und gegenseitiger Respekt und Freundlichkeit die Säulen der Kommunikation bilden. Eigentlich selbstverständlich, aber dieser Aspekt wird erschreckend oft vergessen.
Wir kennen es von jeder Rezession und jeder Krise – es gibt Gewinner und es gibt viele Verlierer. Und doch lassen sich immer wieder Dinge lernen, mitnehmen, neu angehen. Die Gig-Economy sollte nach Corona auch in Deutschland und der Schweiz angekommen sein, wo sie bisher noch keine allzu große Rolle gespielt hat. Und wer sich gut darauf vorbereitet, darf sich über neue flexible Arbeiter freuen.